Ursula Brasch

Der Rote Kardinal – das konstellierende Symbol in der online Gruppensupervision

Das Konstruktive und Überraschende seit der Corona Pandemie sind ungewohnte Settings und veränderte räumliche Gegebenheiten in denen Psychotherapie und Supervision stattfinden. Die notwendige Umstellung auf die Begegnung online kam plötzlich, und damit auch eine Veränderung in der Interaktion zwischen Supervisor und Supervisanden.

Gruppensupervision ist ein wichtiger Bestandteil in der psychoanalytischen Ausbildung. In diesem spezifischen Ausbildungssetting geht es um die Erfahrung von Übertragungsprozessen, die besonders beachtet und diskutiert werden. Aufgrund der ungewohnten räumlichen Trennung und dem fehlenden persönlichen Austausch stellte sich die Frage, wie die Teilnehmer in einer guten Aufmerksamkeit für das Supervisionsgeschehen gehalten werden können. Um das Übertragungsgeschehen bildhafter zu erfassen, schlug ich den Teilnehmern eine Übung vor, die wir alle aus der Schule kennen: Wie damals in der Schule, wenn der Unterricht langweilig war, solle man einfach zuhören und irgendetwas malen, ohne bewusst auf das Motiv zu achten. Die Hand solle unkontrolliert malen. Nach diesem spontanen Vorschlag - der zuerst absichtslos gemacht wurde - entdeckten wir während der Gruppensupervision ein auffälliges Phänomen, denn diese kleine Übung förderte etwas Interessantes zu Tage: Teilnehmer, die räumlich weit voneinander getrennt waren, und die während der Onlinepräsentation des Patientenfalles keinen Kontakt miteinander hatten, malten das gleiche oder ein ähnliches Motiv/Bild im Zusammenhang mit der Fallexploration. Dabei ist ein Symbol oder Motiv gemeint, das nicht explizit in der Fallvorstellung erwähnt wurde.

Dieses Phänomen, das sich unbeabsichtigt während der Gruppensupervision synchronistisch ereignete, wird im Zusammenhang mit C.G. Jungs Symboltheorie, seiner Vorstellung vom lebendigen Symbol und dessen konstellierender Wirkung diskutiert. Die Bilder und Motive werden im Zusammenhang mit der „Transzendenten Funktion“ betrachtet. Der Vortrag setzt sich auch mit einem modernen Verständnis der Archetypen auseinander und damit, was dieses synchronistische Phänomen für das zeitgenössische Jungianaisches Verständnis bedeuten kann.

Im Vortrag werden Motive und Bilder gezeigt, die während der Gruppensupervision entstanden sind.

Bio

  • Ursula Brasch, Niedergelassene Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin in eigener Praxis in Schopfheim.
  • Studium der Sinologie, Geschichte und Politik und im Anschluss daran Analytische Psychologie am C.G. Jung Institut in Zürich.
  • Langjährige Lehr- und Dozententätigkeit in den Grundlagen der analytischen Psychologie, klinischer Psychologie und dem „Yi Jing – Buch der Wandlungen“.
  • Lehranalytikerin, Supervisorin und Gutachterin im Psychotherapie Richtlinienverfahren.
  • Mitglied des Curatoriums C.G. Jung Institut Zürich

Publikationen

  • Heimat als innerer und äußerer Sehnsuchtsort, Analytische Psychologie, Zeitschrift für Psychotherapie und Psychoanalyse 2/2017 S. 258 – 274

Back

© 2022–2023, Jung Institute